Barrierefrei in Kunst, Kultur und öffentlichem Leben

  • 13. Mai 2022 in Würzburg, mit Kerstin Celina, MdL, und Sanne Kurz, MdL

Kleinigkeiten werden zu unüberwindbaren Hindernissen

Auf dem Festival auf die Toilette? Auf dem Dorffest Hände waschen gehen? Geht oft nicht, wenn man auf einen Rollstuhl oder Gehilfen angewiesen ist, die Dixie-Toilette nicht für Rollstuhlfahrer*innen ausgelegt ist und der Toilettenwagen Stufen hat. Ich bin der Auffassung: „Kunst und Kultur muss barrierefrei erlebbar sein, und zwar nicht nur in staatlichen Museen, sondern auch bei uns vor Ort“. Dass das auch für die Veranstaltung selbst gelten sollte, war selbstverständlich. So wurde auf eine Bühne verzichtet. Zwei leere Stühle neben den Referent*innen und Platz für einen Rollstuhl luden die Gäste ein, auf Augenhöhe mitzudiskutieren. Zudem waren Gebärdensprachdolmetscher*innen vor Ort.

Barrierefreier Kulturgenuss – Barrierefreies Kulturschaffen

Die freien Plätze wurden gut genutzt. So beschwerte sich z.B. eine Teilnehmerin im Rollstuhl, darüber, dass ihr während eines Musicalbesuchs in Hamburg mit ihrem Freund nur Plätze am Rand der ersten fünf Reihen angeboten wurde und auch die Buchung eines zweiten Platzes neben ihrem nicht einfach möglich war. „Auch ich möchte wählen können, in welcher Reihe und Preiskategorie ich sitze“, sagte sie und bekam Beifall von den Gästen. Sanne Kurz, Filmemacherin und kulturpolitische Sprecherin der GRÜNEN Fraktion im Bayerischen Landtag, verwies darauf, dass es auch nicht nur darum gehe, Kunst und Kultur unbehindert genießen zu können, sondern auch selbst mitmachen zu können. „Aber schon die bloße Existenz einer Bühne verwehrt Teilhabe und Mitmachen für viele im Bereich Kultur als Beruf“, so Sanne Kurz. In der Filmförderung ist man insgesamt schon weiter, die Audiodeskription ist inzwischen Standard und ermöglicht auch blinden und sehbehinderten Menschen, den Film genießen zu können.

Vorbildhafte Beispiele – mit Einschränkungen

Inklusive Kunst und Kultur wird beispielsweise im „Theater Augenblick“ praktiziert. Der Umzug in das Zentrum der Stadt, in den Kulturspeicher, war insbesondere durch den „Aktionsplan Barrierefreiheit“ der Stadt Würzburg unterstützt worden. Inklusion muss mitten in der Stadt stattfinden und eben nicht nur am Rand in speziellen Einrichtungen. Andererseits sind auch tolle Einrichtungen wie die „Arte Noah“, das Schiff mit Kunstausstellungen in Würzburg, nicht barrierefrei erreichbar. Patrick Friedl, GRÜNER Landtagsabgeordneter und Stadtrat in Würzburg, dazu: „Oft scheitert es leider schon an der barrierefreien Anfahrt zum kulturellen Ereignis“. Und auch bei dem Zugang zu Informationen über Veranstaltungen besteht noch großer Handlungsbedarf!

Die Gesellschaft barrierefrei gestalten: eine gute Investition für Alle!

„Das Ziel, mit dieser Veranstaltung Menschen mit und ohne Behinderungen, Kulturschaffende und Kulturgenießende zusammen zu bringen, ist erreicht worden“, so mein abschließendes Fazit. Was Menschen mit Behinderungen täglich erleben, ist wichtig für alle, denn körperliche Einschränkungen, Sinnesbehinderungen und psychische Erkrankungen können jeden jederzeit vorübergehend oder dauerhaft treffen. „Deshalb ist es wichtig, unsere Welt so zu gestalten und so aufeinander zuzugehen, dass Menschen, die behindert sind, nicht noch behindert werden: eine gute Investition für Alle!“