PM: Ist die Energiewende noch zu retten?

Um diese Frage aus verschiedenen Perspektiven zu diskutieren, luden sie alle interessierten Bürger und Bürgerinnen nach Westheim bei Hammelburg in das Pfarrheim ein. Als Fachexperte war Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group geladen. Verschiedene politische Meinungen vertraten anschließend Kerstin Celina, Landtagsabgeordnete der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN, Günter Felbinger, Landtagsabgeordneter der Fraktion Freie Wähler, Ursula Müller-Ahamer als Stadträtin für die SPD in Hammelburg und Volker Partsch (Neue Liste Markt Elfershausen) für den Gemeinderat Elfershausen. Monika Horcher und Reimar Glückler, die durch die Veranstaltung führten, freuten sich, dass kaum ein Platz in dem für etwa 100 Besucher ausgerichteten Saal leer blieb.
Hans-Josef Fell war als ehemaliger Bundestagsabgeordneter Autor des Gesetzentwurfs des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG). Heute ist er Botschafter für 100 Prozent Erneuerbare Energien und Präsident der Energy Watch Group. In seinem Fachvortrag nahm er Bezug auf die aktuelle Situation in der Ukraine: Die Nutzung der heimischen Ressourcen könne Abhängigkeiten von Erdgas und –öl beenden und somit ein weltweites Konfliktpotenzial eindämmen. Deutschland sei das Land, in dem die Saat der erneuerbaren Energien gesät wurde. Mittlerweile könne er beobachten, dass diese Saat weltweit aufgehe – zahlreiche Länder hatten sich hier ein Beispiel genommen. Jedoch entstehe gerade in Deutschland heute seiner Meinung nach eine rückschrittliche Energiepolitik. Bereits 2030 könnte – so Hans-Josef Fell – eine Vollversorgung im Stromsektor durch erneuerbare Energien gewährleistet werden. Die Ziele der Bundesregierung seien hinsichtlich dieser Möglichkeiten allerdings nur sehr schwach ausgerichtet und bremsten den Ausbau von erneuerbaren Energien massiv aus. Besonders wichtig war ihm, richtigzustellen, dass die Energiekosten nicht durch den Ausbau von erneuerbaren Energien durch Wasser-, Wind- und Sonnenkraft in die Höhe getrieben werden. Schuld daran sei die Verknappung der Ressourcen – genauer gesagt von Erdöl, Erdgas und Braunkohle. In ihrem Statement zog Kerstin Celina daraus den Schluss: „Wir müssen raus aus der Kohle, raus aus dem Erdgas, raus aus dem Erdöl, rein in die erneuerbaren Energien – und zwar voll und ganz.“ Gerade vor dem Hintergrund, dass sich das Unglück in Fukushima in diesen Tagen wieder jährt, stelle die grüne Landtagsfraktion bei der Bundesregierung die Forderung nach einem konsequenten Ausstiegsplan und einem Zeitplan mit dem Ziel von 100 Prozent erneuerbaren Energien. Ursula Müller-Ahamer wies auf den Verlust von Arbeitsplätzen mit dem Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen hin. Dennoch dürfe das Ziel des Ausbaus der erneuerbaren Energien nicht aus den Augen verloren werden. Ein weiteres Diskussionsthema stellte der geplante Ausbau des Stromnetzes dar. Hans-Josef Fell machte deutlich, dass der Bau neuer Stromleitungen nötig sei. Die viel diskutierte Stromtrasse „Sued.Link“, die viele Bürgergruppen um Hammelburg bekämpfen, wird seiner Meinung nach gebaut werden müssen. Volker Partsch, Gemeinderat aus Elfershausen, stellte klar, dass er selbst kein Befürworter dieser Pläne sei. Viele Bürger und Bürgerinnen würden den Bau dieses „Monsters an Technik durch unser Saaletal“, wie er die Stromleitungen nannte, nicht akzeptieren. Auch die unter den Besuchern anwesenden Bürgermeister ausOberthulba und Burkardroth teilten diese Meinung. Als Gründe gegen die Leitungen nannten sie eventuelle gesundheitliche Risiken und Störungen des Landschaftsbildes. Günter Felbinger, der sich selbst nicht als Energie-Experten bezeichnete, verwendete weitaus weniger drastische Worte. Vielmehr sei klarzumachen, ob man die neuen Leitungen denn wirklich brauche. Hans-Josef Fell ist überzeugt, dass diese kaum noch zu verhindern seien. Gesundheitsschäden würden durch die neuen Leitungen nicht entstehen, weil es sich bei diesen um Gleich- und nicht um Wechselstromleitungen handeln werde. Um das Landschaftsbild zu schonen, ermutigte er die Gemeinden, vor Ort mitzuentscheiden, wo genau die Leitungen verlegt werden sollten und dort, wo es möglich sei, eine Erdverkabelung zu fordern.

Energiewende

Angesichts der aktuellen Diskussionen über den Bau neuer Stromleitungen sowie der Proteste gegen Windräder in der Region stellten sich Bündnis 90/DIE GRÜNEN, die Bürger für Umwelt und der Christliche Bürgerblock die Frage, ob die Energiewende überhaupt noch zu retten sei.