Pressemitteilung: Feldhamster weiter stark gefährdet

Die Lage wurde für Feldhamster in den letzten Jahren zunehmend schwieriger. Bis ungefähr 1980 galten sie noch als Ernteschädlinge und wurden auch aufgrund ihres begehrten Fells gejagt. Häufig werden ihre zusammenhängenden Lebensräume durch Siedlungen, Straßenbau und Gewerbegebiete zerschnitten oder gar unbewohnbar gemacht. Eine zusätzliche Gefährdung geht von der fortschreitenden Intensivierung der Landwirtschaft aus, wodurch einerseits Lebensräume genommen werden und andererseits die Nahrungssuche deutlich erschwert wird. Dies führt dazu, dass viele Feldhamster nicht genügend Futter für den Winter sammeln können, um zu überleben. Dabei gilt das Nagetier als ein Indikator für eine gesunde und vielfältig offene Kulturlandschaft. Gebiete, die von Feldhamstern bewohnt werden, weisen häufig auch Vorkommen anderer bedrohter Tier- und Pflanzenarten auf.

In Bayern wird der aktuelle Erhaltungszustand als „ungünstig-schlecht“ bewertet. Seit ungefähr 15 Jahren gibt es Feldhamsterpopulationen nur noch in der Region Mainfranken. Vor allem in den Landkreisen Würzburg, Schweinfurt und Kitzingen gibt es den kleinen Nager noch. Dabei war gerade in der Heimatregion der Landtagsabgeordneten Kerstin Celina (Bündnis 90/Die Grünen), nördlich von Würzburg, der Flächenverbrauch der letzten Jahre besonders groß. „Auch wenn wir eine Wachstumsregion sind, müssen Ökonomie und Ökologie zusammen gedacht werden und der überlebenswichtige Schutz für eine nur noch hier heimische Tierart darf nicht ins Hintertreffen geraten. Der fortschreitende Wegfall zusammenhängender Lebensräume wird von den noch vorhandenen Populationen auf Dauer nicht zu verkraften sein“, so Celina.

Um genauere Informationen zur derzeitigen Situation der Feldhamster in Bayern zu erfahren, haben die Abgeordneten Kerstin Celina und Dr. Christian Magerl (Bündnis 90/Die Grünen) auf Anregung des Bund Naturschutz eine Anfrage an die Staatsregierung gestellt. Dabei wurde unter anderem ersichtlich, dass bisherige Artenschutzprogramme den Rückgang der Feldhamster nicht aufhalten konnten. Sinnvolle Maßnahmen wie das Feldhamsterhilfsprogramm (FHP), finden in der Realität nur selten Anwendung, obwohl diese sich gut in die landwirtschaftlichen Abläufe integrieren lassen und die Landwirte für den Mehraufwand finanziell entschädigt werden.

Nach der Prognose der bayerischen Staatsregierung, wird es in 20 bis 30 Jahren Feldhamster nur noch in speziell ausgewiesenen Schutzzonen geben. Der Feldhamster als freie, wilde Tierart wird dann ein Relikt der Vergangenheit sein.

MdL Celina kommentiert dazu: „Hier sind wir alle gefordert. Die Kommunen, die Landwirte, die Verbände und die Bürger, können durch Verhaltensänderungen und aktive Maßnahmen den Hamster in der Region retten. Was aber derzeit passiert, ist eine „Vogel-Strauß-Politik“, nach dem Motto, solange ich die gesetzlichen Mindestanforderungen erfülle und ansonsten weitermache wie bisher, bin ich ja nicht schuld am Aussterben des Feldhamsters. Genau dieses Zulassen der jetzigen Entwicklung wird dazu führen, dass diese Tierart letztendlich bei uns aussterben wird.“

Zusatzinformation:

Es gibt zwar bereits defensiven Artenschutz, also Vermeidungs- & Ausgleichsmaßnahmen, und seit 2001 auch konstruktiven Artenschutz in Form des Feldhamsterhilfsprogramm (FHP), aber leider konnte damit der Rückgang der Feldhamster nicht aufgehalten werden. Das FHP-Programm ist in drei Teilmodule eingeteilt.

Heute findet im Prinzip nur noch Schutz in Form von FHP III statt. Dabei werden Streifen in den Feldern nicht beerntet, um den Feldhamster einen Rückzugsort zu bieten, in dem er einen Bau errichten kann und genügend Futter für den Winter sammeln kann. Da diese Maßnahme gut in die landwirtschaftlichen Abläufe zu integrieren ist, wird sie auch häufig angewendet.

Auch die Main-Post berichtete hier.

Der Feldhamster gilt in Deutschland als vom Aussterben bedrohte Tierart. Viele Würzburger Bürgerinnen und Bürger dürften sich an die Problematik erinnern, die mit dem Bau des IKEA-Möbelhauses einherging. 2009 konnte, dank der Initiative des Bund Naturschutzes, eine Gruppe der geschützten Tierart, die damals durch den Bau ihren Lebensraum verlor, erfolgreich umgesiedelt werden.