Pressemitteilung: Landwirtschaft und Umweltschutz gehören zusammen

Aus Traunstein reiste Gisela Sengl (agrarpolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion) an, um sich zusammen mit ihrer Landtagskollegin Kerstin Celina mit Vertretern des Bauernverbandes aus Würzburg und Main-Spessart, Andreas Maier (Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg) und Hans-Karl von Thüngen (Vertreter Vorstands des Arbeitgeberverbandes für die Land- und Forstwirtschaft) über aktuelle Entwicklungen in der Landwirtschaft auszutauschen.

Die Situation in der Region ist dadurch geprägt, dass im Landkreis Main-Spessart etwa 80% der Landwirte ihren Betrieb im Nebenerwerb führen, im Landkreis Würzburg nur etwa zwei Drittel. „Der Trend geht aber weiter dahin, dass immer mehr Landwirte ihren Betrieb nicht mehr als Vollerwerbsbetrieb führen werden“, so Kreisobmann Herrmann Brell (Würzburg). Für die meisten Landwirte sei auch die Energieerzeugung (z.B. Biogas) eine sinnvolle und finanziell attraktive Ergänzung zu ihrem landwirtschaftlichen Betrieb, dies werde aber durch die neue Energieverordnung in Zukunft erschwert. Auch der Flächenverbrauch durch Ausgleichsflächen (wie sie z.B. beim Bau von Freiland-Photovoltaikanlagen und Windrädern gefordert werden) oder durch unterirdische Stromtrassen bereite den Landwirten Sorgen. „Dies werde zu einer weiteren Verknappung der Äcker beitragen und ggf. die Pachtpreise nach oben treiben“, so der Kreisobmann Gerhard Endres aus Main-Spessart. Statt Stromleitungen in unterirdische Trassen zu verlegen wären deshalb der Ausbau von Photovoltaik und Windenergie auf dem Land, auf minderwertigen Ackerflächen, die bessere Alternativen, so der Vertreter des Bauernverbandes.

Gisela Sengl erzählte von ihrem eigenen Lebensweg, der sie in die Biolandwirtschaft führte: aus einem Psychologiestudium heraus heiratete sie einen Landwirt, der schon 1984 auf Biolandwirtschaft umgestellt hatte und baute einen Hofladen zur Vermarktung der eigenen Produkte auf, den sie später mit weiteren Produkten aus ökologischer Fertigung ergänzte. „Es gab damals noch keine Vertriebsstrukturen und keine Logistik für den Verkauf von Bioprodukten“ erinnert sich Sengl, „wir mussten uns alles selbst erarbeiten“.

Für die beiden Abgeordneten und die Vertreter des Bauernverbandes war es gleichermaßen wichtig, die Entfremdung zwischen Verbrauchern und Produzenten von Lebensmitteln zu verringern. „Landwirtschaft hat eine besondere Stellung“, so Sengl, und erläuterte, dass der Erhalt kleinerer Höfe vor Ort auch erleichtert werden könnte, wenn Vorschriften aus Brüssel in Bayern nicht noch zusätzlich verschärft würden, sondern statt dessen sollten regionale Verarbeitung und Vermarktung erleichtert und offensiv unterstützt werden. Das Zwischenfazit der Abgeordneten war: Landwirtschaft und Umweltschutz gehören zusammen und man müsse das große Ganze im Blick behalten.

Thema waren auch die aktuellen Hochwässer und was die Landwirtschaft zur Minderung von Schäden beitragen kann. In diesem Zusammenhang wurden möglichst vielfältige Fruchtfolgen und der Maisanbau diskutiert. In der Region Würzburg und Main-Spessart sei der Maisanbau allerdings insgesamt gering, nämlich unter 10%, erläuterten die Verbandsvertreter.

Der Maisanbau führte die Gesprächsteilnehmer auch zu einem anderen Thema, das in der Region für die Landwirte große Bedeutung hat: Die Schäden, die regelmäßig durch die hohe Population an Wildschweinen verursacht würden! Endres: „Der Landkreis Main-Spessart ist der viehschwächste Landkreis in Bayern, nur bei der Zahl der Wildschweine sind wir Spitze.“ Kerstin Celina, die auch Mitglied des Gemeinderats in Kürnach ist, und sich vor Ort für eine stärkere Bejagung einsetzt, erkundigte sich danach, wie Landwirte, Jäger und Ämter vor Ort konkret zusammenarbeiten, um Wildschweine in Zukunft erfolgreicher zu bejagen. In manchen Regionen, insbesondere im Westen des Landkreises Würzburg, sei eine Bejagung allerdings sehr schwierig. „Nur Schäden zu bezahlen löst nicht das Problem“, so Celina. „Es ist deshalb absolut notwendig, in den nächsten Jahren durch intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten die Schwarzwildbestände zu reduzieren“.

Kontrovers diskutiert wurde das Thema „Massentierhaltung“: während die Vertreter des Bauernverbandes darum baten, diesen als „Kampfbegriff“ aus der Diskussion herauszulassen, da das in Bayern kein Thema sei, erläuterte Gisela Sengl die Position der GRÜNEN am Beispiel des „Schweinegürtels“ in der Region Landshut, wo die Boden überdüngt seien und die Situation im wahrsten Sinne des Wortes „versaut“ sei. Trinkwasserbrunnen seien dort gesperrt und neue müssen gebohrt werden, und „wenn wir nicht aufpassen, geht das so weiter, der Trend zur industrialisierten Landwirtschaft ist auch in Bayern da“, erklärte die Abgeordnete und erinnerte daran, dass die Beratung für Landwirte in der Vergangenheit auch oft nach dem Motto erfolgt sei „rationalisieren, technisieren und Beschränkung auf ein Produkt“. Eine ausgewogene Landwirtschaft erfordere aber eine Rückbesinnung auf die Kreislaufwirtschaft und nachhaltiges umweltschonendes Wirtschaften in der gesamten Region.

Zu den aktuellen Entwicklungen bei Thema TTIP und CETA erläuterte Kerstin Celina, dass derzeit diskutiert würde, CETA, das geplante Handelsabkommen der EU mit Kanada, ohne Zustimmung der nationalen Parlamente auf europäischer Ebene umzusetzen. „Damit wird der Umweg für amerikanische Unternehmen auf den europäischen Markt über kanadische Tochterfirmen frei und letztlich können hier auch Gefahren für die Landwirte drohen“, so Celina. Die Vertreter des Bauernverbandes bekräftigten ihre Position, es dürfe zu keiner Aufweichung der Standards kommen, aber wenn nur in Brüssel abgestimmt würde, wird es schwieriger sein, diese Position in die öffentliche Debatte mit einzubringen.

Hervorzuheben und positiv zu bewerten sei laut Sengl das bayerische Kultur- und Landschaftsprogramm KULAP. Aber wenn die nötige finanzielle Ausstattung dafür fehlt – wie augenblicklich der Fall – hilft es nichts. Der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Andreas Maier, betonte in dem Zusammenhang, dass bei den Landwirten in Unterfranken ein steigendes Interesse den Betrieb auf Ökolandbau umzustellen zu beobachten ist. Über die finanzielle Ausstattung hinaus sei auch wichtig, dass die Richtlinien des KULAP den Besonderheiten der unterfränkischen Landwirtschaft mit flächenstarken Betrieben in einer Trockenregion Rechnung trägen.
„Wir haben mehr Gemeinsamkeiten als wir vermutet haben“, war das gemeinsame Fazit der Gesprächsteilnehmer, zu spüren war während des Gesprächs, dass die Landwirtschaft allen Teilnehmern wichtig und wertvoll ist.