Politischer Aschermittwoch in Würzburg 2018

Kerstin Celina, Gerhard Müller und Karen Heußner beim Politischen Aschermittwoch 2018.

Der Fasching ist vorbei, am Aschermittwoch kommt die politische Nachlese und die Vorausschau. Ich war ja oft unterwegs im Fasching dieses Jahr, überall als Biene verkleidet, auf der Suche nach giftfreiem Futter, ich war bei „Fastnacht in Franken“ in Veitshöchheim, beim VCC Fasching von TV Mainfranken, bei der Prunksitzung der Abschter Fosenöchter in Aubstadt, beim Karlstädter Faschingsumzug, wo wir GRÜNEN einen pfiffigen Handwagen zogen, mit Insekten, die für eine glyphosatfreie Landwirtschaft kämpfen und ich war bei der Mainpost.  Ein Lied haben wir im Fasching bestimmt alle immer wieder gehört: Das Lied „Atemlos“ von Helene Fischer. Für mich trifft dieser Liedtitel meine Stimmung bei der politischen Bewertung der Faschingsmonate, der Monate seit der Bundestagswahl. Man wird wirklich atemlos, es bleibt einem manchmal die Luft weg, wenn man so die Berichte und Schlagzeilen der letzten Wochen und Monate Revue passieren lässt.

Kerstin Celina mit Patrick Friedl und Stadträtin Barbara Lehrieder.
Kerstin Celina mit Patrick Friedl und Stadträtin Barbara Lehrieder.

Vor 144 Tagen, bei der Bundestagswahl, fing es an. Die Leute hatten genug von der GroKo und wählten sie ab. Nur davon hat man nichts gemerkt.  Die FDP sonnt sich nach der Wahl in ihrem Erfolg, doch dann platzt Deutschlands schönster gelber Luftballon wie eine Seifenblase, und mit ihm die Chance auf eine Veränderung, auf einen politischen Neustart. Puff und weg, den Neustart einer FDP, die vor Kraft kaum laufen konnte, habe ich mir wirklich anders vorgestellt. Dann treten Deutschlands rote Spezialdemokraten wieder auf den Plan, und sie machen genauso weiter wie im Wahlkampf: sie rennen hin und her, vor und zurück, rufen Hü und Hott und erzählen gleichzeitig viel Widersprüchliches und alles durcheinander. Sie listen eine Reihe von „Weiter so“ Maßnahmen in einem Koalitionsvertrag auf, an dessen erster Stelle die Ämter- und Ressortverteilung steht.

„Atemlos“ und sprachlos war ich aber auch bei der Verkündung der Bundestagswahlergebnisse für die AfD vor 144 Tagen: Die AfD bekam 12,6%. 12,6 % für eine Partei, deren Parteivorsitzender Gauland direkt nach der Wahl sagte: „Wir holen uns unser Land zurück“ und „wir werden sie jagen“. Falsch, Alexander Gauland, sage ich nur: das ist nicht „euer“ eindimensionales, rassistisches, frauenfeindliches AfD- Land, sondern mein Deutschland ist ein buntes, fröhliches, und zukunftsorientiertes Land. Nicht ihr von der AfD werdet uns jagen, sondern wir werden euch hinausjagen.

Aber eines ist klar: die Hetze und der Rassismus, der Hass und die Angst, werden nicht nur geschürt, sie sind auch einfach schon da. Sie waren nie weg. Weder bei uns in Bayern, in Deutschland noch anderswo. Wie sonst könnte es passieren, dass ein Welt-Bekleidungskonzern einen kleinen schwarzen Jungen mit einem grünen Kapuzenpulli Werbung machen lässt, auf dem steht „Coolest monkey in the jungle“? Und dass die Verantwortlichen für diese Werbung so etwas entweder wissentlich und absichtlich durchgehen lassen, oder es gar nicht merken? Es reicht nicht, mit dem Finger auf die AfD zu zeigen, wir müssen überall Augen und Ohren offenhalten und klar aufzeigen, wo einfach Grenzen überschritten werden, die heute, hier und jetzt, im 21. Jahrhundert, Grenzen sind.

Vielleicht fielen früher manche Dinge einfach nicht auf: gerade die #MeToo Debatte zeigt ja, dass oft weder ein Unrechtsbewusstsein der einen da war, noch das Bewusstsein der anderen, dass man sich wehren kann, soll und muss. Und dabei Unterstützung erwarten kann.

Diesmal im Fasching fiel es auf: Die Altneihuser Feuerwehr bei Fastnacht in Franken, die oft schon brilliante Beiträge gebracht hatte, hat mit ihren Beleidigungen für Brigitte Macron eindeutig die Grenze des Erträglichen überschritten. Das Schlimme ist nicht, dass dieser Beitrag mal geschrieben wurde. Das Schlimme ist, dass kein Protest kam auf dem langen Weg bis zur Aufführung auf der Bühne in Veitshöchheim. Durch wie viele Hände ist es denn gegangen, ohne dass einem auffiel, dass es nicht witzig ist, die Frau des Französischen Präsidenten minutenlang mit Worten wie „alteingefahrener Schlitten“ zu beleidigen.

Erst bei Fastnacht in Franken ging ein deutliches Raunen durch den Saal, der Protest ging los. Und das ist auch gut so. Aber wenn heute, am Aschermittwoch, der Fasching auch vorbei ist, dann müssen wir alle aufpassen, dass es im realen Leben nicht so weitergeht.

Kerstin Celina, Gerhard Müller und Karen Heußner beim Politischen Aschermittwoch 2018.
Kerstin Celina, Gerhard Müller und Karen Heußner beim Politischen Aschermittwoch 2018.
Politischer Aschermittwoch in Würzburg 2018.
Politischer Aschermittwoch in Würzburg 2018.
Mitglieder der Grünen Jugend Würzburg.
Mitglieder der Grünen Jugend Würzburg.
Gerhard Müller, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN Kreistagsfraktion Karen Heußner und Vorsitzender des Kreisverbandes Würzburg Stadt, Martin Heilig.
Gerhard Müller, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN Kreistagsfraktion Karen Heußner und Vorsitzender des Kreisverbandes Würzburg Stadt, Martin Heilig.