Besuch bei “Selbsthilfe mit Depressionen e.V.”

„Reden und Handeln, offen mit Problemen umgehen, raus aus der Isolation und das Leben wieder selbst in die Hand nehmen, das ist das Motto des Aschaffenburger Vereins „Selbsthilfe bei Depressionen e.V.“. Wie schafft man das auch in den schwierigen Corona-Jahren, wollten die GRÜNEN wissen, und kamen zum Gesprächstermin. Dabei waren Rosi Ruf, Stadträtin aus Aschaffenburg, Christina Feiler, Bezirksrätin, und Kerstin Celina, unterfränkische Landtagsabgeordnete und in der GRÜNEN Fraktion unter anderem für die Themen Psychische Gesundheit und Inklusion zuständig. Aktuell laufen 23 Selbsthilfegruppen für Menschen mit psychischen Belastungen und Krankheiten, für die verschiedenen Lebensphasen und verschiedene Krankheiten. Egal ob man als junger Mensch oder als Seniorin eine Selbsthilfegruppe sucht, ob man sich in der Elterngruppe oder in der online Gruppe zuhause fühlt, ob man stigmatisiert wird, weil man unter Zwängen leidet oder hochsensibel ist, „hier findet jede und jeder die passende Gruppe“, erläuterte der Ehrenvorsitzende Manfred Fuchs.

„Nach Corona kommt jetzt eine Welle an Neuanfragen“ erzählte Margit Weiner, die Vorsitzende, den Besucherinnen „und das Einzugsgebiet geht bis nach Hessen und bis nach Lohr, und einer rief sogar aus Husum an“. Nach einem ausführlichen Gespräch wird dann gemeinsam entschieden, in welcher Gruppe eine Aufnahme Sinn macht. „Manche erwarten auch mehr, als wir bieten können“, fügte sie hinzu und erläuterte, dass Selbsthilfe natürlich auch bedeute, dass man an sich selbst arbeiten müsse. „Man wird hier nicht versorgt, sondern man hat die Chance gemeinsam mit anderen besser für sich selbst zu sorgen“, es sei ja eine Selbsthilfegruppe.

Die Landtagsabgeordnete Celina erläuterte, dass mit dem Psychisch-Krankenhilfe-Gesetz in Bayern vor einigen Jahren zwar die Basis für Hilfe durch einen Krisendienst geschaffen worden sei, „aber in vielen Punkten sind wir noch nicht sehr weit gekommen. Stigmatisierung ist nach wie vor häufig, vor allem gegenüber jungen Menschen  mit psychischen Erkrankungen und deren Familien“. Sie erzählte, um den „Tag der psychischen Gesundheit am 10.10.“ herum jedes Jahr eine größere Veranstaltung in München mit Menschen aus ganz Bayern zu organisieren, z.B. mit der Autorin und Bloggerin Dominique de Marne, die schon als junge Frau unter psychischen Erkrankungen litt und durch ihre Offenheit und Öffentlichkeitsarbeit anderen Mut anderen macht, oder mit dem Rehabilitationszentrum Haus St. Michael in Würzburg, in dem gerade jungen Menschen nach einer psychischen Erkrankung oder einem längeren Klinikaufenthalt geholfen wird, wieder zurück in den Beruf zu finden.

Sowohl als Bezirksrätin als auch beruflich arbeite sie viel mit Menschen zusammen, die entweder durch eine körperliche Behinderung oder eine psychische Erkrankung oder beidem gleichzeitig besondere Herausforderungen zu meistern hätten, erläuterte die stellvertretende Behindertenbeauftragte des Bezirks. Dass der Bezirk Unterfranken jedes Jahr Preise für besonders gelungene Inklusionsprojekte vergebe, sei inzwischen ja schon sehr bekannt, auch der Verein „Selbsthilfe bei Depressionen e.V.“ habe ja 2019 den Inklusionspreis bekommen. Feiler wies darauf hin, dass der Abgabeschluss für den „Unterfränkischen Inklusionspreis 2022“ in diesem Jahr der 15. Mai sei.

Rosi Ruf, die Aschaffenburger Stadträtin, freute sich zu hören, dass die Finanzierung und Zusammenarbeit mit den fachlichen und regionalen Trägern aktuell sehr gut sei. Über den „Runden Tisch der Krankenkassen“ gebe es Geld für Prävention, und auch in Aschaffenburg.  Der Bekanntheitsgrad sei relativ hoch, auch über Fachärzte und Fachärztinnen werden Menschen an die Selbsthilfeorganisation vermittelt, oder sie finden den Weg über das Internet oder über Aschaffenburger Publikationen. „Für uns in der Region ist dieser seit 40 Jahren bestehender Verein mit 300 Mitgliedern ein echter Gewinn“, sagte sie abschließend.“

Auf dem Foto von links nach rechts: Rosi Ruf, Margit Weiner, Manfred Fuchs, Christina Feiler, Kerstin Celina.