Bilanz nach 100 Tagen Go-Ahead

Nach etwas mehr als 100 Tagen Bahnverkehr mit Go Ahead zwischen Würzburg-Ochsenfurt-Ansbach und darüber hinaus bis Treuchtlingen, Augsburg oder München fällt die Bilanz ernüchternd aus, wie eine Anfrage der GRÜNEN im Bayerischen Landtag zeigt.

  • in den ersten 20 Tagen sind bereits 35.538 Zugkilometer einfach ausgefallen
  • Besonders ärgerlich: Die Information in den Apps und auf den Bahnsteigen funktionierte nicht, Fahrgäste standen stundenlang in der Kälte und auch Ersatzbusse fuhren nicht. Auf der ganzen Strecke wurden nur 35km, also nicht einmal ein Promille der ausgefallenen Zugkilometer durch Busse (sog. Schienenersatzverkehr) ersetzt. 
  • Auch bei den Zügen, die nicht ausfielen, lag die Pünktlichkeit nur bei gut 80,9 Prozent, üblich sind Werte im Bereich 90-95 % 

Mein Kommentar: 

Ich bin begeisterte und regelmäßige Zugfahrerin, selbstverständlich auch mit „Go Ahead“ und natürlich sehen ich das Bemühen um Verbesserungen. Doch die Gesamtbilanz von „Go ahead“ ist nicht zufriedenstellend, der Beginn war total verkorkst. Dass Orte wie Winterhausen oder Goßmannsdorf tagelang vom ÖPNV abgehängt wurden, weil kein Zug fuhr, hätte nicht passieren dürfen. Am meisten aber ärgert mich, dass die CSU-Regierung offensichtlich bei der Beauftragung von Go Ahead trotz unserer Warnungen von Anfang an am falschen Ende gespart hat und keine Verpflichtung zur Bereitstellung von Schienenersatzverkehr mit verhandelt hat. 35 km Schienenersatzverkehr bei mehr als 35.000 ausgefallenen Zugkilometern ist das peinliche Ergebnis einer mangelhaften Vergabe durch die Söder-Regierung.

Zwar hat sich der Verkehr nach den ersten Wochen einigermaßen stabilisiert, doch bis heute bekommen wir immer wieder Beschwerden: Es fallen Züge kurzfristig aus, Toiletten funktionieren nicht oder Türen lassen sich nicht öffnen (was bei den eingesetzten Zügen mit großem Abstand zwischen den Türen besonders problematisch ist). Auch die Information am Bahnsteig und in den Apps funktioniert noch nicht immer zuverlässig. Ersatzverkehr mit Bussen gibt es nach wie vor nicht.

Wir GRÜNE haben bereits im Vorfeld die BEG als zuständige Behörde des Verkehrsministeriums gebeten, besonders genau hinzusehen, da Go-Ahead bereits bei der Übernahme der Strecke Würzburg-Stuttgart Probleme hatte. Leider ist das offenbar nicht erfolgt. Es hätte im Vorfeld geprüft werden müssen, ob Go-Ahead seine Fahrzeuge ausreichend testet, ob Konzepte und Verträge für Schienenersatzverkehre mit Busse vorliegen, falls es zu Problemen kommt und ob die Informationsflüsse zu Apps und Anzeigen am Bahnhof funktionieren. 

Als Sofortmaßnahme fordere ich, einen Bus-Ersatzverkehr bei ausfallenden Zügen vorzuschreiben: Die Fahrgäste müssen wissen: Wenn der Zug ausfällt, kommt verlässlich ein Bus und frierend auf dem Bahnsteig zu warten, ist keine Option.