Gemeinsam mit afrikanischen Staaten durch die Corona-Krise

Die GRÜNEN luden ein zum Gespräch mit der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe

„Corona können wir nur gemeinsam bekämpfen! Eine weltweite Pandemie erfordert Zusammenarbeit auf Augenhöhe, voneinander lernen und Impfungen weltweit“, sagte die sozialpolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion, Kerstin Celina aus Kürnach, einleitend beim gemeinsamen öffentlichen Online-Gespräch mit Expert*innen der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe. Die DAHW ist eine unabhängige Hilfsorganisation mit Sitz in Würzburg, die seit über 60 Jahren mit internationalen und nationalen Akteuren der medizinischen und sozialen Entwicklungszusammenarbeit und Forschung kooperiert. Aktuell ist sie auf dem afrikanischen Kontinent in west- und ostafrikanischen Staaten tätig. Neben dem Schwerpunkt der Lepra- und Tuberkulosehilfe und dem Kampf gegen weitere vernachlässigte Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs) ist die DAHW seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie auch aktiv, um Nothilfe zur Existenzsicherung und Lebensrettung zu leisten.

„Bislang sind afrikanische Staaten weit weniger von COVID-19 betroffen als man zu Beginn der Pandemie befürchtet hatte“, erläuterte Dr. Christa Kasang aus dem Fachbereich „Forschung“ der DAHW. Zusammen mit ihren Kolleg*innen, dem Geschäftsführer Burkard Kömm, und Dr. Saskia Kreibich, spezialisiert auf den Fachbereich Medizin, analysierten sie mögliche Ursachen dafür. „Vieles, was sich bei der Bekämpfung von Ebola und anderen Pandemien als nützlich erwiesen hat, hilft auch jetzt dabei, die Lage im Griff zu haben“, erläuterte Kömm und verwies auf die gemeindlichen Gesundheitshelfer*innen und dass z.B. Niesen in einem Bus schon lange als unhygienisch gilt und vermieden wird.

Drei kurze Vorträge der DAHW-Expert*innen dienten als Grundlage für die daran anschließende Diskussion. Dr. Christa Kasang machte darauf aufmerksam, dass mit Corona auch die Arbeit der DAHW-Mitarbeiter*innen bei der Bekämpfung von anderen, lebensgefährlichen Krankheiten massiv erschwert werde. Positiv wiederum sei, dass das Ausweichen auf digitale Information insgesamt gut funktioniert in den verschiedenen Einsatzbereichen: mit einem solarbetriebenen Audioplayer namens „Audiopedia“ konnten Informationen zu Corona in entlegeneren Regionen über mobile Webanwendungen und lokale Wifi-Hotspots unabhängig von Schreib- und Lesekenntnissen der Benutzer*innen zugänglich gemacht werden. Damit, berichteten die Vertreter*innen der DAHW stolz, gewannen sie den #SmartDevelopmentHack des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Das Projekt wurde beim „African Union Summit“ im Oktober 2020 der EU präsentiert und mit Mitteln des BMZ – ca. 2 Mio. Euro – umgesetzt. „Auch bei uns fehlt es an einfachen, bildersprachlichen Informationen zu Corona für Menschen, die Schriftsprache nicht gut verstehen, viele Menschen werden nicht in ihrer Sprache informiert, z.B. in Gebärdensprache, oder weil sie nicht gut deutsch sprechen oder kaum lesen können. Da sollten wir von afrikanischen Staaten lernen“, kommentierte MdL Kerstin Celina.

Die Vertreter*innen der DAHW schilderten anschaulich, wie ansteckende Krankheiten zu Stigmatisierung und Ausgrenzung führen: „Es ist letztlich egal, ob ein Mensch an Lepra oder Corona erkrankt ist. Wer andere in gesundheitliche Gefahr bringt, wird von der Gemeinschaft ausgegrenzt. Auch deswegen sind medizinische Hilfe und Impfungen so ungeheuer wichtig.“ Für die Bekämpfung von Lepra und anderen Krankheiten wünsche sich Dr. Christa Kasang ein ebenso hohes Engagement wie bei der Bekämpfung von Corona. „Es mangelt an Interesse und Bereitschaft, Gelder in solche Projekte zu investieren, da die Aussichten auf Profit nicht vielversprechend sind“.

Das Thema „Impfung“ wurde intensiv diskutiert und kommentiert. „Von einer Situation wie in Deutschland, in der Impfstoff – wenn auch langsamer als gedacht – im Laufe der nächsten Monate – für einen großen Teil der impfwilligen Bevölkerung zur Verfügung stehen wird, können die Menschen in den meisten afrikanischen Staaten nur träumen.“ Die Vereinbarungen, die es bisher gebe, seien definitiv nicht ausreichend, kommentierte der GRÜNE Landtagsabgeordnete Hep Monatzeder, Sprecher für Entwicklungszusammenarbeit. Südafrika plädiert deshalb dafür, entsprechende Patente aufzuheben, um eine Produktion von Impfstoffen im eigenen Land zu günstigeren Preisen zu ermöglichen. „Nur eine große, gemeinsame Impf-Lösung mit weltweiter Verfügbarkeit und Zugänglichkeit zu günstigen Preisen verhindert weitere gefährliche Mutationen – auch bei uns“, sagten die GRÜNEN.

„Prävention ist vielerorts schwieriger als bei uns.“ Neben Abstand, Lüften und Kontaktnachverfolgung verwies Dr. Kasang auf das WASH-Prinzip, „Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung“ (Water, Sanitary, Hygiene). Wo Geld und Wasser knapp seien, könne man auf selbst hergestellte Desinfektionsmittel ausweichen. Wie wichtig es sei, eine große Corona-Infektionswelle zu verhindern, erklärte MdL Hep Monatzeder: Menschen ohne einen gesicherten Lebensunterhalt, in engen Wohnverhältnissen und ohne Zugang zu Nahrungsmitteln haben schlicht keine Möglichkeit, die Regelungen einzuhalten. Umso wichtiger sei es, dass die Entwicklungszusammenarbeit endlich nachhaltiger würde. In Europa sei man zu sehr mit sich selbst beschäftigt und lasse den südlichen Kontinent außer Acht. „China füllt diese Lücke, schickt wirtschaftliche Hilfen und Nahrungsmittel sowie Impfstoffe“, bestätigten die Vertreter*innen der DAHW. Damit werde die Grundlage für intensive politische Kontakte und wirtschaftliche Handelsbeziehungen zwischen China und den afrikanischen Staaten gelegt und gefestigt.

Mittels eines lokalen Partnernetzwerks transportiert die DAHW Hygieneartikel und Nahrung auch in ländliche Regionen und unterstützt zudem die dortige Bevölkerung mit Aufklärungskampagnen. So wie in Deutschland ist es auch hierzulande dringend notwendig, während der Corona-Krise gewohnte Strukturen möglichst aufrechtzuerhalten. Dies betrifft vor allem Schulen, Krankenhäuser und die Möglichkeit, Gemeindeaktivitäten weiterhin nachgehen zu können.

„Über die rege Kommentierung und aktive Beteiligung durch Zuhörer*innen haben wir uns sehr gefreut“, kommentierte MdL Kerstin Celina abschließend. Die Veranstaltung kann man auch nachträglich noch online anschauen. „Weitere derartige Veranstaltungen, z.B. zum Thema ‚Sozialer Zusammenhalt‘ sind zeitnah geplant“, kündigte sie an.