Grüne Denkmalschutztour machte Station in Würzburg

Auf Einladung des Landtagskollegen Patrick Friedl besuchte Dr. Sabine Weigand, Sprecherin für Denkmalschutz der Grünen-Landtagsfraktion, die Stadt Würzburg. Begleitet wurde die Besuchergruppe von Landtagskollegin Kerstin Celina, dem 2. Bürgermeister Martin Heilig und Baureferent Benjamin Schneider. In Würzburg standen gleich drei Stationen auf dem Programm:

Bereits vor zwei Jahren hatte MdL Dr. Weigand das Areal des ehemaligen Mozart-Gymnasiums in Augenschein genommen. Ein Teil der umfassenden Sanierung des gesamten 50er Jahre-Ensembles ist inzwischen abgeschlossen. Joachim Erhard, stellvertretender Vorstandssprecher der VR-Bank, beschrieb die Baumaßnahmen, die in Zusammenarbeit mit der Stadt und den Denkmalschutzbehörden ausgeführt wurden. Die Fassade stimmt in Farbe und Dekor mit der ursprünglichen Fassade überein. Die Fenster sind hinsichtlich Schall- und Wärmeschutz optimiert, aber auch hier blieb der Stil der Bauzeit erhalten.

Ähnlich verhält es sich im Innenbereich. Die Wandbilder („Kunst am Bau“) wurden gut konserviert und auch der Charakter einer Schule ist weiterhin erkennbar. Die Klassenzimmer werden jetzt von Arbeitsgruppen genutzt. Dr. Weigand: „Pfiffig ist die Nutzung der Flure mit Druckerstationen oder Sitzecken für Gespräche im kleinen Kreis, die keine Monotonie aufkommen lassen.“

„Leider“, so Erhard, „wird die Nutzung von Photovoltaik auf unseren Dächern derzeit nicht gestattet. Wir würden sehr gerne unsere eigene Energie erzeugen, aber – so die Begründung – im Ensemblebereich der Würzburger Altstadt sei das nicht möglich, weil man die Anlage von der Festung aus sehen könne und dies störend sei.“

Dr. Sabine Weigand konnte von den neuesten Entwicklungen im Denkmalschutz berichten. Es wurde bereits ein Paradigmenwechsel angekündigt. So soll in naher Zukunft die Nutzung von PV auf denkmalgeschützten Gebäuden und in Ensembles grundsätzlich ermöglicht werden. „Im Ministerium und im Landesamt hat man endlich erkannt, dass es auch Besitzern denkmalgeschützter Gebäude ermöglicht werden muss, selbst klimaneutral Energie zu produzieren.“ Sie bat Joachim Erhard noch um etwas Geduld, bis alles schriftlich im Gesetz oder in Ausführungsvorgaben fixiert ist. Dann sollte es hoffentlich auch mit Photovoltaik auf den Dachflächen der VR-Bank klappen.

Ebenfalls zum zweiten Mal besuchte Sabine Weigand den Hofgarten der Residenz. In Begleitung von Gerhard Weiler, Leiter der Schloss- und Gartenverwaltung Würzburg, seines Stellvertreters Manuel Bechtold und dem Vizepräsidenten der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen Jochen Holdmann informierten sich die drei Abgeordneten Celina, Friedl und Weigand zusammen mit Klimabürgermeister Martin Heilig über die Problematik der Wasserknappheit im Raum Würzburg. Hier wurde von einer dramatischen Situation gesprochen. Rasenflächen und Bäume werden in der Regel nicht bewässert, weil die dafür erforderlichen Wassermengen überhaupt nicht verfügbar sind. Die attraktiven Blumenbeete werden in einem festgelegten Rhythmus bewässert, jedoch nicht täglich. Das naheliegende Auffangen der Niederschläge in Zisternen funktioniert ebenfalls nicht – die Dachdeckung enthält Blei und weitere Metalle, was die Verwendung zur Bewässerung bislang unmöglich macht. Der Klimawandel stellt den Betrieb vor erhebliche Probleme. MdL Friedl: „Wir hoffen, dass Sie eine Lösung finden, zumindest einen Teil des Niederschlagswassers, zum Beispiel in alten Löschzisternen, aufzufangen und zu nutzen.“

Die letzte Station in Würzburg war das im letzten Jahr bei Gartenbauarbeiten wiederentdeckte barocke Hafenareal im Maingärtchen nahe der Alten Mainbrücke. Der Leiter des Gartenbauamtes Dr. Helge Grob berichtete vom Fund, deren Existenz zwar bekannt war, nicht jedoch der exakte Platz. Zu der Anlage gehört auch ein kleiner Pavillon, der sehr repräsentativ gestaltet war. Dr. Grob: „Die Funktion dieses Baus ist aufgrund des Fundes neu zu bewerten.

Die gesamte Anlage wurde umgehend unter Denkmalschutz gestellt. Ziel ist es, ein Konzept zu entwickeln, das den Zugang für die Bevölkerung ermöglicht. Die Verkehrssituation mit einer stark befahrenen, engen Straße erschwert die Ergebnisfindung. Patrick Friedl: „Eine Verkehrsberuhigung und Entzerrung von Fuß-, Rad- und KFZ-Verkehr an dieser Stelle wären wichtig.“ Eine Chance dazu böte die anstehende neue Verkehrsentwicklungsplanung der Stadt Würzburg. Just als ein Teil der Besuchergruppe darüber beriet, wurden sie Augenzeugen eines Fahrradsturzes an der Engstelle.