„Junge Menschen in der Armutsdiskussion“ war das Thema der ejsa-Fachtagung (Evangelische Jugendsozialarbeit in Bayern) in Nürnberg. Der Weg von München nach Nürnberg hat sich gelohnt, die zwei Hauptredner haben das Thema sehr gut abgearbeitet. Die Synodolpräsidentin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Dr. Annekathrin Preidel referierte über die Frage „Warum brauchen wir auch 500 Jahre nach der Reformation Diakonie und Jugendsozialarbeit?“ und brachte viele Aspekte zusammen. Besonders eindrücklich fand ich diese Passage ihrer Rede: „Der Soziologe Ulrich Beck hat in seinem letzten Buch „Die Metamorphose der Welt“ messerscharf analysiert, dass es unübersehbar geworden ist, dass die Probleme, vor denen unsere Welt steht, globale Probleme sind, die nicht mehr mit nationalstaatlichen Strategien gelöst werden können. Die Welt müsste sich politisch als Weltgemeinschaft und der Mensch müsste sich als Menschheitsfamilie wahrnehmen und die entsprechenden Konsequenzen ziehen.
Aber das Gegenteil geschieht. Die Nationalstaaten verhalten sich genau so wie die Individuen. Auch für die Staaten gilt die unausdrückliche Devise der Subjektwerdung des Einzelnen, die ich vorhin beschrieben habe. Sie machen die Kälte zu ihrem Individuationsprinzip und glauben, ihr Heil in der Flucht in die Abschottung zu finden. Die Idee der Vereinigten Staaten von Europa könnte schon am Ende dieses Jahres 2017 der Vergangenheit angehören. Die freiheitliche Demokratie spült durch demokratische Wahlen derzeit gespenstische, wenig vertrauenerweckende Figuren an die Macht, welche die Probleme ihrer Staaten dadurch zu lösen suchen, dass sie Freiheit und Demokratie zurückbauen und Andersdenkende mundtot machen. Der Autokrat scheint weltweit gesehen die attraktivste Gestalt des politischen Verantwortungsträgers zu sein.
Wer noch einen Funken Wärme und Zwischenmenschlichkeit in sich spürt, wird sich in den kommenden Jahren warm anziehen müssen, um im Winter, zu dem unsere Welt zu werden droht, nicht zu erfrieren. Und er wird vor allem seine Kinder warm anziehen müssen, vor denen eine Zukunft liegt, die ungewisser nicht sein könnte“.
Auch der zweite Referent, Prof. Dr. Franz Segbers von der Universität Marburg präsentierte das Thema „Abgehängt, Abgeschrieben – vom Schicksal unsere Jugendlichen in einer Gesellschaft, der es gut geht“ mit sechs Thesen. Eine davon, nämlich „Wir befinden uns auf dem Weg zu einer Vollerwerbsgesellschaft, in der alle irgendwie erwerbstätig sind, auch wenn in Arbeit, die Armut schafft“, blieb mir besonders im Gedächtnis. Eine Vollzeitarbeit zu haben, ist das eine, aber nicht trotzdem dauerhaft kämpfen zu müssen, ist ein Wunsch, der vielen trotz der Arbeit, versagt bleibt.
Weitere Informationen zur Arbeit der Evangelische Jugendsozialarbeit in Bayern finden sich auf deren Homepage.