In Würzburg, München, Nürnberg, Hof und auch Online wurde zwischen April und September im Rahmen der „No limits“-Tour über das Thema Barrierefreiheit diskutiert – ohne Bühne und dafür mit Gebärdendolmetscher*innen wurde der Raum für die Diskussion über barrierefreie Teilhabe im kulturellen Bereich, im Studium an dem Hochschulen und in der Arbeitswelt am Beispiel des öffentlichen Dienstes eröffnet, sowie über die Finanzierung von Barrierefreiheit und Barrierefreiheit im digitalen Raum.
Die Realisierung der UN-Behindertenrechtskonvention als Ziel greift den Gesetzen und der Lebensrealität in Bayern oft weit voraus. Die Ankündigung des damaligen Ministerpräsidenten Seehofer, Bayern werde 2023 barrierefrei sein, zeigt sich damit noch als Utopie. In den Diskussionen um Barrierefreiheit ging es um die Schlüsselpunkte (digital-)raumtechnische Ausstattung, Beratung und Begleitung, Mitgestaltung und Lebensqualität. Vor allem Finanzierung und Digitalisierung als Querschnittsaufgaben müssen für einen inklusive Kulturgestaltung und Kulturgenuss, Bildung und Teilhabe im Beruf eingesetzt werden.
Ein barrierefreies Theater oder eine barrierefreie Filmvorstellung brauchen die richtigen Rahmenbedingungen: barrierefreie Toiletten, Assistenzbegleitung und eine flexible Sitzplatzauswahl sind für ein volles Erlebnis wichtig. Doch auch in der Kulturschaffung, z.B. bei der Museumsgestaltung oder der Produktion von Filmen, ob vor der Kamera oder in der Regie, sollten Menschen mit Behinderung inkludiert werden. Dabei müsse man einen Anteil der öffentlichen Finanzierung für die Schaffung von Barrierefreiheit und Verbesserung der Teilhabe reservieren. Zum Bericht
Um sich über Veranstaltungen zu informieren, braucht man wiederum einen barrierefreien Zugang zum Internet und digitale Unterstützung im Alltag, für die sich u.a. die drei Startups eye able, VerbaVoice und Mivao einsetzen, die in der Veranstaltung zu Barrierefreiheit im digitalen Raum ihre Ideen vorgestellt haben. Ob Sehbehinderung, Gehörlosigkeit, Autismus oder ADHS – Menschen mit Behinderung sollten im Netz frei recherchieren und sich im Alltag Abhilfe schaffen können, indem sie digitale Anwendungen bei der Organisation ihres Alltags unterstützen. Die nur 2% an barrierefreien Websites zeigen hier viel Luft nach oben. Zum Bericht
Die Digitalisierung für mehr Inklusion einzusetzen ist dabei auch für das Studium an den Universitäten und Fachhochschulen zentral. Je höher der Bildungsgrad, desto weniger sind Menschen mit Behinderung in den Bildungsinstitutionen repräsentiert. Es braucht barrierefreie Lehrmaterialien und Prüfungsformate, bedarfsgerechte Ausstattung wie Induktionsschleifen, Beratung zur Studiengestaltung und Sensibilisierung des Lehrpersonals. Eine bessere Erfassung der Studiensituation könne dabei einen datengestützten Evaluationsprozess zielstrebig vorantreiben. Da zu einem vollen Bildungserlebnis soziale Begegnungen gehören, darf die barrierefreie Freizeitgestaltung nicht zu kurz kommen: mit Kommiliton*innen in die Mensa gehen, auf die Ersti-Party, vielleicht auch ein Auslandssemester – all das sollte auch für Menschen mit Behinderung möglich sein. Zum Bericht
Auch auf dem Weg ins Berufsleben wird es Menschen mit Behinderung schwer gemacht, wie sich am Beispiel des öffentlichen Diensts zeigt. Zu wenige Rampen, Teppichböden oder Parkplätze behindern die freie Nutzung öffentlicher Gebäude. Auch wenn die Beschäftigungsquote im öffentlichen Dienst den gesetzlichen Vorgaben entspricht, verhindert Stigmatisierung oft, dass Menschen mit Behinderung eingestellt werden oder behinderungsgerechte Anpassungen im Berufsalltag vorgenommen werden. Kommunikation zwischen Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*inne und ein starkes Kollegennetzwerk, das Ausfälle abfängt und ein inklusives Umfeld schafft, sind für eine positive Berufsintegration unabdingbar. Zum Bericht
Doch wie sieht es mit der Finanzierung aus? Ob Bahnhöfe, Kinderstätten oder Arbeitsplätze. Die Gelder, um Innen- und Außenräume barrierefrei zu machen werden oft nicht bewilligt oder fallen sehr gering aus. Oft müssen Menschen mit Behinderung für zusätzliche Kosten aufkommen. Insbesondere die Kosten für Gebärdendolmetschen sind eine große finanzielle Belastung. Mit der Ablehnung eines angemessenen Gehörlosengeldes, das sich am bereits bestehenden Blindengeld orientieren solle, wurde Menschen mit Behinderung eine Erleichterung auf Teilhabe verwehrt. Durch die fehlende Finanzierung gibt es auch weniger Investition in die Ausbildung von Dolmetscher*innen, trotz des hohen Bedarfs. Ein anderer kontroverser Punkt wurde mit der Diskussion um den Lohn in Werkstätten für Menschen mit Behinderung aufgegriffen. Hier stand vor allem die Frage im Raum, inwiefern die Art der Finanzierung selbst ein Ausdruck von Teilhabe ist. Zum Bericht