Der Ärztliche Direktor Prof. Volz, der forensische Oberarzt Dr. Schaumann und Kollegen aus anderen Berufsgruppen diskutierten mit den unterfränkischen Mandatsträger*innen in den Räumen der forensischen Abteilung. Hier werden bis zu 44 Straftäter mit psychischen Erkrankungen und/oder Suchterkrankungen diagnostiziert und therapiert, entweder anstelle eines Aufenthaltes in einer Justizvollzugsanstalt oder vor einem Aufenthalt dort, z.B. bis die Suchterkrankung überwunden ist, und auf ihre Entlassung vorbereitet Die Forensische Abteilung befindet sich seit Dezember 2004 in einem neu errichteten, gut gesicherten und modernen Gebäude. Bei der Behandlung psychisch erkrankter Straftäter gilt, dass sie sicher verwahrt und therapiert werden sollen, bis ihre deliktbezogenen persönlichen Krankheiten soweit geheilt worden sind, dass nach Entlassung keine weiteren Straftaten mehr zu erwarten sind. Zur Anwendung kommen dabei einzel- und gruppentherapeutische Maßnahmen sowie psychopharmakologische Behandlungsstrategien, ergänzt durch komplementäre Angebote der Ergo- und Bewegungstherapie. In Werneck arbeiten Ärzt*innen, Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen und Pflegekräfte.
Nach dem Fall Mollath wurde intensiv diskutiert, wie Fehldiagnosen psychiatrischer Krankheiten und unverhältnismäßig lange Aufenthalte in Maßregelvollzugseinrichtungen verhindert werden können. Ein Journalist bezeichnete damals den Maßregelvollzug als „Dunkelkammer des Rechts“ um auszudrücken, dass nicht immer transparent ist, auch welchen Kriterien im Maßregevollzug entscheiden wird. Einiges wurde auch im letzten Jahr mit dem neuen „Maßregelvollzugsgesetz“ in Bayern neu geregelt, z.B. Kriterien für zu erstellende Gutachten neu definiert. Doch die Umsetzung ist nicht immer einfach, so ist es schwierig, unabhängige und gut qualifizierte Sachverständige für die Diagnostik und Prognosegutachten zu finden.
Vor Ort haben die Mandatsträger*innen die Situation der psychiatrischen und forensischen Versorgung in Unterfranken besprochen, also die Umsetzung des neuen Gesetzes, die aktuellen Schwierigkeiten der Kinder- und Jugendpsychiatrie und die Initiativen auf Bezirktagsebene, was den Informationsaustausch zwischen den Einrichtungen und den Bezirksräten angeht. Des weiteren diskutierten wir die Antworten, die wir von der Staatsregierung bekommen haben, z.B. zu dem Thema „Behandlung von somatischen Krankheiten im Maßregelvollzug“, die oft erheblichen personellen Aufwand und hohe Kosten mit sich bringt (begleitete Arztbesuche etc.) und zu dem Thema „Kinder- und Jugendpsychiatrische Versorgung“. Den Abschluss bildete ein Rundgang auf einer forensischen Station und kurze Gespräche mit den Patient*innen und Personal.
Ortstermin der grünen Bezirktagsfraktion mit Bärbel Imhof und Gerhard Müller sowie MdL Kerstin Celina zusammen mit zwei Praktikant*innen in der Maßregelvollzugseinrichtung im Krankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie Werneck.