Bei einem Besuch der Landtagsabgeordneten Kerstin Celina, sozialpolitische Sprecherin der GRÜNEN Fraktion, hatten die Schülerinnen und Schüler der Fach- und Berufsoberschule in Marktheidenfeld die Gelegenheit, mit der Landtagsabgeordneten darüber zu diskutieren, ob sich die Erfahrungen aus dem Wahlkampf und der Wahl des neuen amerikanischen Präsidenten, Donald Trump, auf die Verhältnisse in Deutschland übertragen lassen, und was die Wahl von Donald Trump für uns Deutsche direkt bedeutet. Kerstin Celina, die vor und während der Wahl selbst in den USA vor Ort war, brachte viele persönliche Einschätzungen ein und zeigte Bilder aus dem Wahlkampf.
„Der Wahlkampf dort beruht vor allem darauf, die potenziellen Wähler direkt anzusprechen, per Telefon, an der Haustür und im Internet. Dazu haben vor allem die Republikaner viele persönliche Daten gesammelt und angekauft und professionell verarbeitet und diese dann jedem freiwilligen Wahlhelfer per App auf sein Handy geladen. Egal, ob du einen Hund hast oder auf welche Schule die Kinder gehen, alles ist interessant, um abzuschätzen, ob du ein potenzieller Wähler bist“, erklärte die Abgeordnete und warnte, dass diese Art des Wahlkampfs rechte Parteien und diktatorische Regime in ganz Europa nutzen. „Datenschutz ist deshalb ein wichtiges Thema, und wenn euch das wichtig ist, dann engagiert euch und fragt eure Politiker aus allen Parteien, wer bei ihnen dafür zuständig ist und was sie konkret dafür tun“, forderte sie die Jugendlichen aus.
Besonderes Interesse hatten die Schülerinnen und Schüler an Beispielen aus dem Internet, mit denen die Abgeordnete zeigte, welche Beleidigungen und rechtsradikalen Posts auf hiesigen Internetseiten gang und gäbe sind, und welche Möglichkeiten es gibt zu reagieren. „Die Strafen sind hoch, aber meist verschwinden diese Posts wieder, bevor es zu einer Anklage kommt. Ich habe es schon zweimal versucht, einen Verfasser anzuklagen, es war aber nicht mit vertretbarem Aufwand für mich zu schaffen“, erklärte sie. Umso wichtiger sei es, auf seinen eigenen Seiten sehr schnell Beleidigungen und rechtsextremistische Posts zu löschen, dies gelte natürlich insbesondere für Politiker, Parteien und Medien.
Auch die Frage, was die Wahl von Donald Trump für Deutschland konkret bedeutet, erläuterte sie ausführlich: „Wenn Amerika, wie angekündigt, es in Zukunft ablehnen wird, außerhalb von Amerika im Rahmen der Nato aktiv zu werden, dann werden wir uns entscheiden müssen, ob wir Länder am Rande Europas, die sich auf den Schutz der Nato verlassen, unterstützen. Dies gilt beispielsweise für Lettland, Estland oder Litauen, wenn Putin sich dazu entschließen sollte, Gebiete dieser Länder zu annektieren, wie in der Ukraine. Falls wir dazu nicht bereit sein werden, ist das das Ende der NATO, und die Folgen können für uns alle deutlich teurer werden“ warnte die Abgeordnete und verwies darauf, dass gerade Deutschland als großes und wirtschaftlich starkes Land in der EU hier die Verantwortung hat, Entscheidungen zu treffen und Entwicklungen voranzubringen. Auch auf andere Teile der Welt werde Trumps Politik Auswirkungen haben, die auch uns betreffen können: wenn Trump weder die traditionelle Allianz mit Japan noch mit Südkorea aufrecht erhalten wird, wenn ihm egal ist, ob Nordkorea oder andere Staaten Atomwaffen besitzen, werden wir Deutsche als Exportnation die Folgen spüren, ebenso übrigens, wenn Trump für die Subventionierung heimischer Arbeitsplätze Kredite aufnehmen wird und der Dollarwechselkurs steigen wird.
Die Landtagsabgeordnete fragte die Schülerinnen und Schüler auch nach den Erfahrungen, die sie in ihren Praktika bisher gesammelt haben, und machte Ihnen Mut: „Ihr seid aufgrund des demographischen Wandels gesucht und begehrt bei den Arbeitsgebern. Wenn ihr nachweisen könnt, dass Ihr Kenntnisse mitbringt, dass ihr bereit seid dazuzulernen und, wenn ihr soziale Kompetenzen habt, steht euch alles offen – die Arbeitgeber werden sich auch um euch bemühen, nicht nur umgekehrt. Ihr könnt deshalb auch bei einem Praktikum auch gut sondieren, ob der Arbeitgeber euch gefällt – und das wissen auch die Arbeitgeber!“ Sie selbst hatte übrigens gerade einen Praktikanten aus einer anderen Fachoberschule mitgebracht.
Im Rahmen ihres Besuchs an der Schule lobte die Abgeordnete, die die Schule vor drei Jahren schon einmal besucht hatte, bei einem Rundgang auch den Umbau. Insbesondere die Holzverkleidung in der Aula hatte es ihr angetan, ebenso die naturwissenschaftlichen Fachräume. Zur Einrichtung einer neuen Ausbildungsrichtung (Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie) beglückwünschte sie den Schulleiter und war sich sicher: „Das wird bestimmt ein Erfolg, denn die Schule ist gut aufgestellt, sowohl was das Gebäude betrifft als auch was die Schulleitung und die Lehrkräfte angeht.