Psychische Gesundheit geht uns alle an!

Grüne im Gespräch mit Dominique de Marné, 13. Juni 2023, Ottobrunn

Die zweite Gesprächsrunde zum Thema Psychische Gesundheit in Bayern fand am 13. Juni 2023 im Wolf-Ferrari-Haus in Ottobrunn statt. Auch diesmal war Dominique de Marné, Gründerin der Mental Health Crowd mit dabei. Außerdem diskutierte mit uns die GRÜNE Landtagsabgeordnete für den Münchner Landkreis, Claudia Köhler. Wichtig war aber vor allem der Austausch mit den Gästen, welche sich durch das gewählte Fish-Bowl-Format direkt und individuell in das Gespräch mit einbringen konnten.

Psychische Krankheiten erkennen und sichtbar machen.

Ein erster Schritt psychische Erkrankungen zu erkennen, kann ein Blick auf die eigene Psyche sein, denn diese sendet häufig Signale, wie verändertes Schlaf- oder Essverhalten, Rückzug aus dem sozialen Leben oder Alkoholkonsum. Auch von außen können solche Signale wahrgenommen werden. Es ist wichtig, den Betroffenen Unterstützung zu signalisieren, letztlich können aber nur die Personen selbst Veränderungen in Gang bringen.

Um sich selbst zu stärken ist es gut zu realisieren, was im eigenen Leben eine Belastung darstellt. Rauszufinden, was Kraft kostet, aber auch was einen stärkt ist wichtiger Teil einer Selbstreflexion.

Kerstin Celina im Gespräch. Fotografin: Annette Hempfling.

Gesellschaftlich müssen psychische Krankheiten weiter entstigmatisiert werden und Aufklärung und Information vorangetrieben werden. Eine gute Anlaufstelle für Betroffene dafür sind die Stellen des Sozialpsychiatrischen Dienstes, die in vielen bayerischen Städten und allen Landkreisen Kontakt und Beratung bieten. Politisch braucht es mehr Geld für Therapieformen, Therapieplätze und Ausbildung. Auch wenn ein politischer Wille zur Ve ränderung da ist, muss noch viel getan werden. Eine Bestandsaufnahme zur Situation von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Bayern bietet unsere Interpellation.

Social Media und psychische Erkrankungen.

Der Zusammenhang von Social Media und psychischen Erkrankungen ist sehr vieldimensional. Während Social Media eine Vielzahl an schädlichen Konsequenzen haben kann, leistet sie auch einen Beitrag zur Aufklärung und zeigt gegenseitige Solidarität. Im Besonderen durch TikTok und dessen Algorithmus sind die Gefahren angestiegen, da man an Bildern und Videos hängen bleiben kann, die weiter runterziehen. Hier ist Medienkompetenz als wichtige Aufgabe der Eltern aber auch als Bildungsauftrag zur Eindämmung wichtig. Außerdem können Regulierungen von politischer Seite einen Beitrag leisten. Vor allem aber sollen Politiker:innen, Eltern und Lehrer:innen mit dem Interesse der Kinder arbeiten und es nicht übergehen.

Unterstützung psychischer Erkrankter in Alltag und Arbeit.

Dominique de Marne hat mit ihrer Mental Health Crowd eine Plattform für psychische Gesundheit geschaffen. Sie selbst spricht auch aus eigener Erfahrung und davon, wie die Diagnose der psychischen Erkrankung für Betroffene die Erkenntnis sein kann, dass eine Krankheit ihr Verhalten beeinflusst. Die Hoffnung auf Besserung durch eine Aussicht auf Behandlungsmöglichkeiten wird häufig durch nicht ausreichende Versorgung und einen Mangel an Therapieplätzen getrübt.

MdL Claudia Köhler, MdL Kerstin Celina und Dominique de Marné. Fotografin: Annette Hempfling.

Der Einfluss von psychischer Gesundheit auf das Arbeitsleben war ein zentraler Bestandteil des Diskurses. Psychische Erkrankungen können bis hin zur Arbeitsunfähigkeit führen, müssen es aber nicht. Helfen kann, wenn Führungskräfte für Sichtbarkeit des Themas sorgen, die unterschiedliche Leistungsfähigkeit von Menschen anerkannt wird, man auf seine eigenen Grenzen achtet und für Bewusstsein bei Arbeitgeber:innen bzw. den Verbänden gesorgt wird.

Denn psychische Erkrankungen müssen nicht unbedingt zu einer verminderten Arbeitsleistung führen, das Umfeld ist hier auschlaggebend. Sobald eine Krankschreibung wegen psychischer Probleme genauso wahrgenommen wird wie die wegen eines Armbruchs, sind wir langsam auf einen guten Weg.

Betroffene können auch selbst ihrer Krankheit einen sinnvollen Weg geben und in der Genesungsbegleitung aktiv werden. Zur Unterstützung im Alltag leistet hier beispielsweise das Münchner Bündnis gegen Depression einen Beitrag.

Psychische Gesundheit und Migration.

Migration ist ein einflussreicher Faktor auf die psychische Gesundheit. Menschen können mit Sprachproblemen, Trennungsängsten und traumatischen Erfahrungen konfrontiert werden und brauchen Unterstützung. Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund benötigen spezielle Angebote, da universelle Angebote aus Angst vor Stigmatisierung vor Ort häufig nicht aufgesucht werden. Es braucht ausreichende Finanzierung, mehr Stellen und eine Entstigmatisierung.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Thema psychische Gesundheit sehr vielschichtig betrachtet werden muss und in vielen Bereichen noch viel politische Arbeit geleistet werden muss. Wir GRÜNE werden das Thema im Landtag weiterhin voranbringen!


Weitere Informationen:


Kerstin Celina, Dominique de Marné und Claudia Köhler. Fotografin: Annette Hempfling.